Märtyrer und Stadt im 4. und 5. Jahrhundert

Märtyrer und Stadt im 4. und 5. Jahrhundert

Veranstalter
Susanne Froehlich (Greifswald/Darmstadt); Johannes Hahn (Münster) (Georg-Christoph-Lichtenberg-Haus)
Ausrichter
Georg-Christoph-Lichtenberg-Haus
PLZ
64287
Ort
Darmstadt
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
19.02.2025 - 21.02.2025
Deadline
30.04.2024
Von
Jonas Langer, Institut für Geschichte, TU Darmstadt

War der christliche Märtyrerkult im 3. Jh. noch ein geographisch beschränktes Phänomen gewesen, erlebte dieses im Verlauf des 4. und 5. Jhs. eine Entwicklung zu einer verbreiteten religiösen Praxis. Er erreichte die städtische Gesellschaft, erfüllte den urbanen Raum und transformierte, verdrängte bzw. ersetzte frühere identitätsstiftende Praktiken, Narrative und Monumente. Die Tagung untersucht diese Transformation an der Schnittstelle von Literatur, religiöser Praxis und Urbanistik.

Märtyrer und Stadt im 4. und 5. Jahrhundert

Der christliche Märtyrerkult war im 3. Jh. ein geographisch wie lokal beschränktes Phänomen. Unter Kaiser Konstantin und im weiteren Verlauf des 4. und 5. Jhs. erlebte er jedoch eine atemberaubende Entwicklung: Die Märtyrerverehrung als religiöse christliche Praxis verbreitete sich in allen Regionen des Reiches und brachte zugleich eine vielfältige Märtyrerliteratur hervor. Allerorten entstanden neue christliche Kultorte, die martyria, und ebenso Schriften zu u. a. liturgischem Gebrauch, welche den Gläubigen das Leiden und Heilsversprechen „ihrer“ Märtyrer vermitteln sollten.

Der Märtyrerkult wurde dabei nicht nur für die rasch wachsenden christlichen Gemeinden ein wichtiges Medium und elementarer Bestandteil ihres kulturellen Gedächtnisses. In und vor den Städten angesiedelte martyria, Märtyrerverehrung, -gedenktage und -feste als öffentlichen Manifestationen und Inszenierungen entfalteten ihre sinnstiftende Kraft zugleich für die Städte als Ganzes. Sie erreichten die städtische Gesellschaft, erfüllten den urbanen Raum und transformierten, verdrängten bzw. ersetzten hier früher wirksame identitätsstiftende Praktiken, Narrative und Monumente.

Diesem Transformationsprozess widmet sich die geplante Darmstädter Tagung, wenn sie Märtyrerliteratur und Märtyrerverehrung im 4. und 5. Jh. im Handlungszusammenhang der Stadt diskutiert. Indem sie die Schnittstellen zwischen Literatur, religiöser Praxis und Urbanistik in den Fokus nimmt, können verschiedene Fachperspektiven und Quellengattungen miteinander ins Gespräch kommen. Zum einen werden die Märtyrerkulte in den Städten des 4. und 5. Jhs. historisch und archäologisch verortet: Wo in der Stadt sind martyria und Reliquien lokalisiert? Wie sind die Kultorte ausgestattet? Welche Rolle wird Märtyrerkulten innerhalb der Stadt zugesprochen? Welche Bedeutung haben sie für die städtische Identität? Sind einflussreiche örtliche Patrone als Akteure auszumachen? Zum anderen werden Märtyrertexte auf die Darstellung des Phänomens Stadt hin befragt: Welche topographischen, urbanistischen und infrastrukturellen Aspekte von Stadt kommen zur Sprache? Sind Berührungspunkte zwischen erzählter Stadt und archäologisch nachweisbarer Stadt festzustellen? Welche Funktion hat die (pseudo-)topographische Anbindung der Texte? Wird ein Gegensatz von Stadt und Land oder Zentrum und Peripherie thematisiert?

Die Tagung verfolgt einen komparatistischen geographischen Ansatz und berücksichtigt neben den großen Metropolen Rom, Konstantinopel und Antiocheia urbane Zentren im Westen wie im Osten. Der relativ enge Betrachtungszeitraum soll die Vergleichbarkeit der diskutierten Phänomene gewährleisten, vor allem aber zugleich aufzeigen, dass diese Zeitspanne entscheidend für die Verbreitung des Phänomens und von schlüsselhafter Bedeutung für die Christianisierung der spätantik-mittelalterlichen Stadt und Kultur im Westen wie im Osten insgesamt ist.

Ausgewählte Literatur:
Robert Wi´sniewski: The Beginnings of the Cult of Relics, Oxford 2019.
David L. Eastman: Martyrdom between Fiction and Memory, in: Bruce W. Longenecker und David E. Wilhite [Hg.]: The Cambridge History of Ancient Christianity, Cambridge 2024, 372–395.

Bereits feststehende Sprecher:innen und Themen:
Franz Alto Bauer (München): Thessaloniki
Susanne Froehlich (Greifswald/Darmstadt): Antiochia
Johannes Hahn (Münster): Alexandria
Aaltje Hidding (Oslo): Oxyrhynchos
Nathalie Klinck (Hamburg): Tipasa (Mauretanien)
Karen Piepenbrink (Gießen): Rom
Philipp Pilhofer (Rostock): Zypern
Matthias Sandberg (Münster): Mailand
Christian Stadermann (Greifswald): Aginnum (Gallien)
Nadine Viermann (Durham): Konstantinopel
Elena Weber (Münster): Arles

Themenvorschläge: Mit diesem CfP werden Themenvorschläge erbeten, die das Programm über die bereits feststehenden Vorträge hinaus um weitere Städte erweitern. Insbesondere würden wir uns über Beiträge zu Karthago und Korinth sowie Fallbeispiele aus Illyricum und Hispanien freuen. Bewerbungen aus allen einschlägigen Fachperspektiven sind willkommen. Bitte senden Sie Ihren Titelvorschlag und eine Kurzskizze Ihres Themas im Umfang von ca. 2.000–3.000 Zeichen sowie einen kurzen tabellarischen Lebenslauf an <susanne.froehlich@uni-greifswald.de> oder <hahnj@uni-muenster.de>.

Kontakt

susanne.froehlich@uni-greifswald.de
hahnj@uni-muenster.de

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Deutsch
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